Letzte Woche war eine Innovationswoche. Nicht, dass ich mich selbst besonders innovativ gefühlt hätte. Das Thema tauchte einfach nur vermehrt auf. Seit kurzem ist das Thema „New Work“ in meinem Erfahrungshorizont erschienen. Diese Woche sehe ich nur noch Posts in den Social-Media-Kanälen, die sich genau damit beschäftigen. Ich hatte ein Gespräch mit einem Geschäftsführer, der mir berichtete, dass er große Probleme hat, seine Mitarbeiter für die Anforderungen eines schnelllebigen und sich ständig verändernden Marktes zu begeistern. Manche lieben Neues von Natur aus. Weil sie sich schnell langweilen, wenn immer alles so läuft, wie es schon immer gelaufen ist. Andere brauchen ja gerade das, weil Struktur und Ordnung Sicherheit und Verlässlichkeit bietet. Wir Menschen haben einfach ganz unterschiedliche Bedürfnisse. Der Geschäftsführer ist ein guter Typ. Er will wirklich etwas für die Work-Life-Balance seiner Mitarbeiter tun. Aber das braucht Zeit und auch den Mut, sich den Ansprüchen von Kunden und Mitarbeitern in gleichem Maße zu stellen. Ein ganz schöner Spagat. Er meinte, dass solange die Mitarbeiter nicht mehr mitmachen, die sich abgehängt fühlen. Außerdem habe ich letzte Woche in einem intensiven sechs Stunden Workshop mit allen agilen und innovativen Methoden, die gerade hip sind, am eigenen Leib erfahren dürfen, wie man in einem Team in kurzer Zeitspanne einen Prototypen entwickeln kann. Berauschend, sehr anstrengend, aber eben auch sehr ergebnisorientiert. Ich war sehr froh über diese Erfahrung, aber auch froh, das nicht jeden Tag in dem Tempo machen zu müssen. Bei der Gelegenheit habe ich feststellen dürfen, dass ich noch an meinem Mindset arbeitet darf. Eine gute Erkenntnis, die Dinge nicht immer bis zum Ende völlig durchdacht haben zu müssen und sich auf den Markt zu schmeißen. Find ich gut. Mit den Trends von morgen durfte ich außerdem einen Blick in die Zukunft blicken. Das fand ich krass, was da an geballter Technik in Form von Robotern und Programmen auf uns zukommen wird. Wir werden ungeduldiger und haben alles unter Kontrolle. Unsere App weiß, wann wir was essen sollten und welcher Sport gerade gut wäre. Nach weiteren Szenarios wurde ich ganz still und es wurde mir unheimlich. Ich habe beschlossen, dass zu weit in die Zukunft schauen nichts für mich ist. Ich muss langsam mitgehen können. Beruhigt hat mich, dass die Entschleunigung auch im Trend liegen wird. Die wird es auch echt brauchen, als Gegenbewegung und als Ausgleich. Abgeschiedenheit, Stille, Einfachheit – back to basic. Um endlich mal wieder zu sich zu kommen, auf sein eigenes Gefühl zu hören, die innere Stimme wahrzunehmen, langsam und unproduktiv sein zu dürfen. Und zum krönenden Abschluss habe ich alle Themen in eine Diskussion mit Freunden geschmissen und festgestellt, mit dem Thema Innovation bin ich noch lange nicht durch. Wir saßen alle da mit glühenden Gesichtern und heißgeredeten Kehlen, mit der Erkenntnis in einer so faszinierenden Zeit zu leben, in der sich richtig was bewegt und wo Umbrüche stattfinden. Und weil es mich so, so mit allem Für und Wider begeistert, aber auch abschreckt, kann ich gar nicht mehr aufhören zu schreiben. Mache ich jetzt aber, die Zeit ist (schon länger) um.
Eins interessiert mich noch brennend: Wie geht es euch eigentlich mit Innovation?
Der #10minBlog ist eine Initiative von Maren Martschenko. Ziel ist es in 10 Minuten einfach alles runterzuschreiben, was mir zu einem Thema einfällt. Ich wähle Themen aus, die mich gerade am meisten beschäftigen – nah, authentisch, wahr. Ohne lange Korrekturphasen und Verschönerungssequenzen, um endlich ins TUN zu kommen. Wenn ihr mir ein Thema schenken möchtet, freue ich mich sehr!
Diesen Beitrag habe ich für Eszter geschrieben, die mit mir zusammen auf dem Workshop war und mir die Idee für diesen #10minBlog gegeben hat.
Erstmal, vielen Dank für diese sehr persönliche Interpretation und Sichtbarkeit und dass Du dieser Blog mir gewidmet hast. Ich war ganz überrascht und berührt.
Als Antwort auf Deine Frage habe ich auch eher Fragen als erste Gedanken, bezüglich Kreativität und Innovation. Die gehen Hand in Hand, und eine braucht die andere.
Wie läuft es bei mir?
Wie oft fühle ich mich kreativ, entwickle ich neue Ideen, Perspektiven und was sind die “Zünder” bei mir, um auch innovativ zu sein – diese Ideen nämlich auch umzusetzen.
Was könnte ich mehr dafür tun, meine Ideen auch in Erfüllung bringen?
Wenn es nicht gelingt, was steht dahinter? Was brauchte ich, wie kann ich zum Beispiel mich und andere für mich zu mobilisieren?
Aber auch: Wie genieße ich den kreativen Prozess, only for the sake of the process, oder für das Erlebnis pur? Oder ganz einfach für die Erfahrung, meine Realität zu dehnen, und die Welt aus neuen Perspektiven zu sehen ohne den Anspruch, alles sofort und möglichst Perfekt umzusetzen oder verändern.
Ich liebe mit Kreativität zu spielen, Innovation nehme ich vielleicht etwas zu “ernst”.
Dieser gemeinsam besuchte Workshop war für mich auch eine Bestätigung – Loslassen, etwas Leichtigkeit, eine erste Prototype, das Erlebnis der gemeinsamen Gestaltung und die Möglichkeit dann ständig etwas zu “tunen”, sogar in meinem eigenen Tempo bringt auch mehr Innovation in meine Ansätze als früher. Und das finde ich schon mal inspirierend. Ein nächster Schritt ist, dass meine Kunden das auch spüren.
Aber wie es mit der Oxygenmaske auf dem Flugzeug der Fall ist – erstmal selbst aufsetzen und dann anderen “helfen”. Noch etwas. Was ist mein “Oxygen” – was bringt mich in die Position, frisch zu atmen, mich mit voller frischer Luft zu füllen und so mein Gehirn und auch Herz Richtung neue Entdeckungen zu führen?
Die erste, spontane Antwort hängt sogar an meiner Wand: Do more what you love!
Hallo Eszter, wow, das ist eine differenzierte Antwort! Vielen Dank! Ich finde auch, Innovation ist ein großes Wort. Du hast recht, wenn ich es mit Kreativität übersetze, hat es etwas Leichteres. Dein Bild mit der Oxygenmaske gefällt mir sehr gut! Aber ich denke, wir können gleichzeitig anderen und uns selbst helfen ;=) Auf bald und viele Grüße, Claudia
Alles klar, beides möglich. Manchmal habe ich die Maske zuerst, manchmal der Kunde. Eigentlich das wichtigste ist, in der Zusammenarbeit gemeinsam frische Luft zu schnuppern, neue Ideen, Erlebnisse einatmen und lange im Alltag noch behalten können, wenn die “Luft” plötlich dicht wird.
Ich freue mich auf ein Wiedersehen – auch open air 🙂
Liebe Claudia,
vielen Dank für den Artikel. Ich kann diese gleichzeitige Vorsicht und Neugier gut nachvollziehen. Ich selbst sehe mich eher auf der neugierigen Seite, habe aber auch schon etwas länger mit den Themen New Work und Innovation zu tun und daher die Vorsicht etwas abgelegt. Was mir enorm geholfen hat, war, die innovativen Prozesse nicht als Vorgang zu sehen, an dessen Ende etwas abgeschlossenes stehen muss. Sondern eher als Lernprozess. Eines meiner Lieblingszitate von Thomas Edison nachdem er nach zahlreichen Versuchen endlich die Glühbirne erfunden hat: “Ich bin nicht gescheitert. Ich habe lediglich 10.000 Wege gefunden, die nicht funktionieren”. Mein zweites Lieblingszitat kommt aus einer ganz anderen Ecke. Denzel Washington im Film “The Equalizer”: “We are not looking for Perfektion. We are looking for progress”. Insofern wünsche ich dir viel Erfolg und vor allem Spaß bei weiteren Entdeckungen.
Liebe Grüße, Gregor.
PS: Ich merke gerade, wie schwierig es ist, sich täglich zum 10minBlog Challenge durchzuringen. Aber auch hier gilt wohl: Scheitern, Dranbleiben, Lernen.
Hallo Gregor,
danke für deinen Beitrag! Es tut gut zu hören, dass es anderen auch so geht. Ich bin unglaublich neugierig. Neues zu lernen und zu erfahren ist mein Lebenselixier. Solange ich das selbst steuern kann ist alles fein. Wenn der Druck von Außen kommt, weil es der Wettbewerb oder die Kunden erfordern wird es schon spannender. Aber klar, auch hier bringt es uns weiter und wir entwickeln uns dadurch. Ich merke, ich muss meine eigenen Ansprüche alles sofort hip, agil und smart aufgehübscht präsentieren zu müssen in ein angemessenes Verhältnis setzen. Den Spruch mit dem Scheitern kannte ich schon und ich lebe ihn mittlerweile viel, viel mehr. Dein Bild mit dem Prozess gefällt mir gut, das nehme ich mit. Und ja, jeden Tag einen #10minBlog zu schreiben ist anspruchsvoll. Ich schaffe das ehrlich gesagt nicht jeden Tag, wollte ich auch nicht. Ich habe meine sieben, die ich mir vorgenommen habe geschafft. Darüber bin ich sehr glücklich 🙂